In Zeiten von Corona und Brexit nach England zu reisen erfordert viel Flexibilität. Dies war uns schon im Vorfeld klar und tatsächlich hat diese Reise etliche organisatorische Herausforderungen mit sich gebracht. Doch - so viel sei schon einmal vorausgeschickt - konnten alle Teilnehmer schöne Erlebnisse und Erinnerungen mit nach Hause nehmen.
Ursprünglich war ein ganz anderes Programm geplant, nämlich ein Besuch des römischen Mithräums in London sowie eines Höhlensystems in Dorking zusammen mit dem hier im Güglinger Römermuseum tätigen Archäologen, Herr de Gennaro. Nachdem aber die Ausstellung im Londoner Mithräum gerade umgebaut wird, muss dies auf’s kommende Jahr verschoben werden und so planten wir kurzerhand zum aus England vorgegebenen Termin zusammen mit unseren Gastgebern ein interessantes Alternativprogramm.
Nachdem die Anmeldungen recht zögerlich hereinkamen, brachte dann eine Anzeige auf der ersten Seite dieses Amtsblattes doch noch genügend Interessenten zusammen, um die Reise durchführen zu können. So waren wir schließlich 11 Teilnehmer für den Besuch in unserer britischen Partnerstadt Dorking und es konnten die Flüge, Bahn- und Bustickets sowie Eintrittskarten gebucht werden. Einen Tag vor Abflug kam dann jedoch die Meldung eines Teilnehmers, dass er positiv getestet wurde. Eine Ersatzteilnehmerin auf der Warteliste konnte - dem Brexit sei Dank - mangels einem zur Einreise nach England notwendigen Reisepasses dann leider doch nicht mitkommen. Da waren’s nur noch 10 …
Rechtzeitig starteten wir also am frühen Donnerstagnachmittag in Richtung Flughafen. Aufgrund zahlreicher Medienberichte darauf eingestellt, dass uns dort ein großes Chaos und lange Warteschlangen erwarten. Das genaue Gegenteil war jedoch der Fall: Der Stuttgarter Flughafen schien beinahe verwaist und an den Check-In-Schaltern war fast gar nichts los. So kamen wir alle zügig durch die Handgepäckkontrolle und zum Gate. Das Flugzeug war pünktlich und auch unser aufgegebener Koffer rollte im Flughafen Heathrow nach Ankunft am Gepäckband recht schnell an. Daraufhin begaben wir uns dann im riesigen Terminal 2 auf die Suche nach unserem Sammeltaxi, das uns letztendlich direkt nach Dorking brachte.
Beim District Council in Dorking erwarteten uns schon ungeduldig unsere englischen Gastgeber und die Wiedersehensfreude nach 2 Jahren, in denen lediglich Videokonferenzen stattfinden konnten, war sehr groß. Schließlich fuhren wir alle mit unseren Gastgebern in deren Domizil und ließen dort den Abend entspannt ausklingen.
Am Freitag trafen wir uns beizeiten am Bahnhof in Dorking, um mit dem Zug nach London zu fahren. Dieser Programmpunkt war ursprünglich für den Samstag vorgesehen gewesen, doch nachdem kurz vor Reiseantritt aus England vermeldet wurde, dass an diesem Tag alle Bahnen streiken, musste alles nochmals umgeplant werden. Jedenfalls erreichten wir über die Victoria Station mit der U-Bahn unser erstes Ziel in London: Notting Hill. Hier schlenderten wir den Portobello Road Market entlang, wo es auch in den Seitengassen schöne viktorianische Häuser, Innenhöfe und natürlich auch Originaldrehorte aus dem berühmten Film zu entdecken gab.
Mit dem roten Doppeldecker-Linienbus fuhren wir dann durch belebte Straßen und interessante Stadtviertel wieder zur Victoria Station, von wo aus wir zu Fuß Richtung Westminster und vorbei an der Downing Street und den Horseguards die Whitehall-Straße hin zum Trafalgar Square entlang marschierten, wo gerade die Vorbereitungen für das Public Viewing des EM-Finales im Frauenfußball auf Hochtouren liefen. Im Covent Garden angelangt, stand endlich eine dringend notwendige Kaffeepause an, bei der wir dem bunten Treiben der Passanten zuschauten.
Frisch gestärkt ging es per Bus weiter zum Tower of London. Hier konnte man den anlässlich des 70. Thronjubiläums der Queen bunt bepflanzten Burggraben bewundern und hatte auch einen tollen Ausblick auf die Themse. An der Tower Bridge vorbei ließen wir im St. Katherine’s Dock unseren Tag gemütlich bei einem Abendessen in einem typischen englischen Pub ausklingen, bevor wir uns wieder auf die Heimfahrt nach Dorking begaben.
Der Samstag verlief dann wesentlich entspannter: Nach einem reichhaltigen Frühstück bei den Gastgebern fuhren wir mit diesen gemeinsam zum Hampton Court Palace, der imposanten Residenz von König Heinrich VIII. Nicht nur der Palast ist riesig, auch die Gärten und Parks dahinter sind schlichtweg beeindruckend, obgleich auch dort die ganzen Rasenflächen aufgrund der Trockenheit gelb anstatt grün waren. Bei einem Palastrundgang mit dem Audioguide erfuhren wir viel über die Geschichte des Königs und seinen zahlreichen Frauen, die er gern einen Kopf kürzer gemacht hat, aber auch über das Leben am Hof mit all seinen Sälen, Gemächern und einem riesigen Küchentrakt. Auch andere Königsgeschlechter nach Heinrich lebten in dieser Schlossanlage. Interessant ist auch der Baustil mit den für England typischen roten Ziegelsteinen und den unzähligen abwechslungsreich gestalteten Kaminen. Der Palast liegt direkt an der Themse, sodass London damals per Schiff erreicht werden konnte. Den Abend verbrachten wir entspannt bei unseren Gastgebern.
Am Sonntag zauberten unsere Gastgeber ein tolles Abschiedsessen in Form eines reichhaltigen Buffets mit zahlreichen Leckereien kulinarischer Art. Wer denkt, dass das Essen in England ungenießbar sei, wurde spätestens bei dieser Reise eines Besseren belehrt. So galt es dann gut gesättigt und nach einem schönen und intensiven Wochenende glücklich, am Nachmittag wieder von unseren englischen Freunden Abschied zu nehmen und in die Taxis Richtung Flughafen zu steigen. Auch der Rückflug verlief problemlos ganz ohne Reisechaos.
Wir alle freuen uns schon sehr auf ein baldiges Wiedersehen hier in Güglingen vom 15. bis 19. September, wo neben den englischen Gästen gleichzeitig auch unsere französischen Freunde aus Auneau kommen werden. Die Planungen sind bereits in vollem Gange.
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