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  • AutorenbildMichael Tauch

Videokonferenz mit Dorking

Gesprächsthemen von Schüleraustausch bis zur hohen Politik

Gerade in Pandemiezeiten ist es wichtig, einen regelmäßigen Austausch mit unseren Partnergemeinden aufrechtzuerhalten. Deshalb hat sich der Verein Partner in Europa Güglingen e. V. am 24. November mit Mitgliedern des Partnerschaftsvereins im englischen Dorking ausgetauscht. In fast zwei Stunden nutzten wir die Gelegenheit, uns über aktuelle Entwicklungen zu informieren und die Kontakte zu pflegen. Die Beteiligung auf englischer Seite war etwas höher als auf deutscher Seite, was möglicherweise an der Zeitverschiebung zwischen England und Deutschland lag. Das Vorstandsteam, vertreten durch Beate Eberhardt und Birgit Schickner, informierte die englischen Teilnehmer des Meetings auch darüber, dass Michael Tauch als neuer Schriftführer den Vorstand in Güglingen unterstützt. Man erinnerte sich, dass er gemeinsam mit Bernd Schickner den Festakt zum 10-jährigen Partnerschaftsjubiläum moderiert hatte. Leider konnte er aus beruflichen Gründen nicht am Meeting teilnehmen, richtete aber herzliche Grüße an unsere britischen Freunde aus.

Das bestimmende Thema des Abends war, was sollte man anderes vermuten, die Covid-19-Pandemie, die nicht nur unseren Alltag diesseits und jenseits des Ärmelkanals seit fast zwei Jahren bestimmt, sondern auch die Aktivitäten der Städtepartnerschaften nahezu komplett blockiert. Eine verblüffende Erkenntnis war, dass die Infektionszahlen in Großbritannien sogar etwas höher liegen als in Deutschland, allerdings seit dem "Freedom Day" dort deutlich weniger Einschränkungen bestehen. Selbst mit der Maskenpflicht nimmt man es offenbar nicht mehr so genau. Märkte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen finden in Großbritannien statt und werden gut besucht, während bei uns mittlerweile nahezu alle größeren Veranstaltungen oder auch Weihnachtsmärkte abgesagt wurden. Im Dorking Museum gibt es derzeit anlässlich des Thanksgiving-Feiertags eine Sonderausstellung, da einer der Gründerväter, die mit der Mayflower in die Neue Welt ausgewandert waren, aus Dorking stammte.

Daneben berichteten unsere englischen Freunde, dass die Krankenhäuser in England ebenfalls unter der aktuellen Situation litten. Allerdings gebe es auch viele, die in Panik die Krankenhäuser aufsuchten und für zusätzliche Engpässe sorgten. In England zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland ab, dass der Großteil der Patienten auf den Intensivstationen nicht geimpft ist. Große Bedenken bereitet den Einwohnern von Dorking, dass die Grundschule ein großes Infektionsgeschehen aufweist. 40% der Schüler und Lehrkräfte sind derzeit mit dem Virus infiziert - Tendenz steigend.

Beim Thema Schule konnten wir dann aber auch das Pandemiethema zumindest größtenteils auch wieder verlassen. Denn sowohl in Dorking wie auch in Güglingen gibt es bei den Verantwortlichen in den Partnerschaftsvereinen ein großes Interesse daran, einen Schüleraustausch zu organisieren. Schließlich leben die Städtepartnerschaften von persönlichen Begegnungen und Freundschaften. Es wäre schön, wenn diese auch beim Nachwuchs entstünden und gepflegt würden. Wie in unserem letzten Bericht bereits geschildert, gibt es durch den Brexit höhere bürokratische Hürden für einen solchen Austausch. In Dorking hat Eleonore Patel schon einmal bei der St. Martin's Primary School vorgefühlt, ob Interesse an einem Austausch besteht. Allerdings kommt hier die Pandemie wieder mit ins Spiel: Nach dem massiven Unterrichtsausfall der letzten eineinhalb Jahre sei man mit dem Lehrplan derart im Rückstand, dass man außercurriculäre Aktivitäten derzeit nicht in Angriff nehmen könne. Das konnten natürlich alle nachvollziehen, da auch in deutschen Schulen das Aufholen des verpassten Unterrichtsstoffs noch nicht abgeschlossen ist. Interessant für uns ist, dass es in Dorking noch die Ashcombe School gibt, die ein sehr sprachenorientiertes Profil hat. Unsere Freunde werden dort einmal anfragen, ob Interesse an einem Kontakt, zunächst vielleicht erst einmal mit einem gegenseitigen Online-Unterrichtsbesuch, besteht. Vielleicht ist der einzige positive Nebeneffekt der Pandemie, dass die Digitalisierung in unseren Schulen ein gutes Stück vorangekommen ist und nunmehr die technische Ausstattung dafür vorhanden ist.

Beate Eberhardt nutzte die Gelegenheit, dass man im Kreis der Städtepartnerschaft zusammenkam, um Peter Collis zum Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft zu gratulieren. Er freut sich sehr, dass dies geklappt hat und muss nun nur noch seinen Pass abholen. Nun haben auch seine Nachkommen die Möglichkeit, deutsche Staatsbürger zu werden und Peter Collis hat das Wahlrecht bekommen.

Schließlich kam man auch auf das im letzten Bericht erwähnte Meeting auf Ebene der Grafschaft Surrey zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu sprechen. "Sustainability", so der englische Terminus für Nachhaltigkeit, ist auch in Großbritannien ein bestimmendes Thema in der öffentlichen Aktion. In Dorking gab es kürzlich eine Müllsammelaktion. Auch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist im Bewusstsein der Briten verankert. Ähnlich wie Lebensmittelgeschäfte in Deutschland Waren mit kurzem Haltbarkeitsdatum an die Tafeln abgeben, gibt es dort ein System mit Kühlschränken, aus denen sich die Bürger mit geringem Einkommen bedienen können. Offenbar funktioniert dies auf reiner Vertrauensbasis.

Im Gespräch konnten wir uns dann noch über einige vergangene Aktionen austauschen, die trotz Pandemie im Rahmen der Städtepartnerschaft möglich waren. So wurde der Videobeitrag gelobt, den Güglingen für das "ArtsAlive"-Festival in Dorking übermittelt hat (hierzu ein eigener Beitrag auf unserer Internetseite: https://www.partnerineuropa-gueglingen.de/artsalivefestival). Das Video soll auch auf der Facebookseite des englischen Partnerschaftvereins veröffentlicht werden. Es freute uns Güglinger sehr, dass diese spontane Aktion positiv aufgenommen wurde. Ebenso bedankten sich die Briten noch einmal für die Stoffmasken, die während der ersten Corona-Welle von Güglingen sowohl nach Frankreich als auch nach England geschickt wurden. Sie werden in England weiterhin genutzt und gerne getragen, da es keine Pflicht zum Tragen medizinischer Masken mehr gibt und die Masken waschbar sind. Die schönen und besonderen Motive sind wohl immer wieder auch Anlass für eine Unterhaltung. Schön, dass Güglingen auf diese Weise in Dorking präsent ist. Von diesen vergangenen Aktivitäten kamen wir auch auf ein Projekt zu sprechen, das wir im Nachgang unserer letzten Jahreshauptversammlung entwickelt hatten: Ein Städtepartnerschafts-Kochbuch mit Lieblingsrezepten der Mitglieder der Partnerschaftsvereine (nähere Informationen folgen noch). Man ist darüber übereingekommen, dass man in den jeweiligen Vereinen zur Rezeptsammlung aufruft und dann das weitere Vorgehen besprechen wird.

Am Ende konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass auch die "hohe Politik" noch Gegenstand der Unterhaltung wurde. Just an diesem Tag erschien in der Heilbronner Stimme ein Artikel über eine wirre Rede des Britischen Premierministers Johnson vor Wirtschaftsvertretern. Auch die besorgniserregende Versorgungssituation in England wurde im Artikel thematisiert. Unsere englischen Freunde bestätigten, dass die in den Medien verbreiteten Bilder von leeren Supermarktregalen durchaus der Realität entsprechen und man schon einmal eine Notiz mit der Entschuldigung lesen könne, dass der Artikel derzeit nicht verfügbar sei. Der Grund dafür sind vor allem die wegen des Brexit fehlenden LKW-Fahrer, die in der Vergangenheit meistens vom Festland kamen und nun aufgrund der komplizierten Genehmigungssituation nicht mehr nach Großbritannien kommen. Man konnte uns aber beruhigen, dass es keine Lebensmittelknappheit gebe und man mit allem weitestgehend gut versorgt sei. Beim Premierminister waren sich die teilnehmenden Briten einig, dass er derzeit keine gute Figur abgebe. Eine adäquate Alternative sahen sie allerdings auch nicht. Umgekehrt beobachtet man interessiert die deutsche Regierungsbildung und ist sehr gespannt auf die Besetzung der Kabinettsposten (die meisten Posten sind ja zwischenzeitlich bekanntgegeben).

Nach einer sehr angeregten und vielseitigen Diskussion verabschiedeten wir uns am Ende herzlich und richteten gegenseitig die wärmsten Grüße an alle Mitglieder und Freunde auf beiden Seiten des Ärmelkanals aus. Diese Grüße seien hiermit an alle Güglinger weitergegeben!

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